SCHULZE-ORGEL - HISTORIE
 

Als im Jahre 1833 mit dem Neubau eines Kirchenschiffes in Hopfgarten begonnen wurde, wünschte man sich auch eine großartige Orgel, die die große Kirche mit musikalischem Leben füllen sollte. Und so trat die Hopfgärtner Gemeinde mit dem Orgelbauer Johann Friedrich Schulze aus Paulinzella in Verhandlungen. Ein Protokoll vom 26. August 1833, das sich im Pfarrarchiv Hopfgarten befindet, berichtet über den Besuch des Orgelbauers Schulze in Hopfgarten. Darin sind die einzelnen Register aufgeführt, die die Orgel erhalten soll und die vertraglichen Regelungen zum Einbau wurden getroffen. Herr Schulze sollte für die neue Orgel 1400 Taler erhalten, das alte Orgelwerk nahm er für 100 Taler in Zahlung, so daß die Gemeinde für ihre neue Orgel die riesige Summe von 1300 Talern bezahlen mußte.

Eigentlich konnte sich die Gemeinde eine so große Orgel gar nicht leisten, vor allem da alle Gelder für den Kirchenschiffneubau benötigt wurden. Weil die Gemeinde nicht mit einer Genehmigung für den Einbau der Orgel rechnen konnte, überging sie die Behörde völlig und ließ die Orgel ohne behördliche Erlaubnis einbauen. Als Folge dieser kleinen "Unterlassungssünde" wurde die Schulze-Orgel am Tag der offiziellen Einweihung des neuen Kirchenschiffes am 21. Juli 1834 in keiner Weise erwähnt. Doch in der Ortschronik findet man folgende Eintragung: "Die Orgel ... hat sich als sehr gut bewährt u. macht dem Orgelbauer und der Gemeind Ehr, welche eine so große Summe darauf verwendet hat."

Heute gehört die Hopfgartener Orgel als größte Schulze-Orgel in einer Dorfkirche zu den wenigen nahezu originalen spielbaren erhaltenen Orgeln des Orgelbauers. Die Disposition ist sehr ausgewogen und eröffnet ein breites Feld klanglicher Möglichkeiten. Reste der barocken Klangepoche werden durch die beginnende romatische Entwicklung ergänzt. Eine technische Besonderheit des Instrumentes sind die entgegen der üblichen Bauweise gearbeiteten Tonventile, z. T. als hängende Ventile. Klar tritt hier die enge Zusammenarbeit zwischen dem Orgelbauer Schulze umd dem Weimarer Orgeltheoretiker Johann Gottlob Töpfer zu Tage, die beide wesentlich zur Entstehung eines neues Orgelklangbildes im 19. Jahrhundert beigetragen haben.

Von 1999 bis 2004 wurde die Orgel von der Firma Rösel & Hercher Orgelbau aus Saalfeld von Grund auf restauriert. Alle Verschleißteile wurden komplett erneuert, die Trakturen überarbeitet, die Windladen restauriert. Bauliche oder klangliche Änderungen an der Orgel erfolgten nicht. Die Intonation erfolgte streng nach dem traditionellen Klangbild des Erbauers. Die in den zwanziger Jahren im Zuge der Edelmetallgewinnung für Kriegszwecke entfernten und durch Zinkpfeifen ersetzten Prospektpfeifen wurden rekonstruiert.
Das Instrument ist im Wesentlichen original erhalten und entspricht auch optisch dem Original von 1834.

Kurzer Diskurs für Neugierige
1834
Einbau der neuen Schulze-Orgel in die neu errichtete Kirche.
1864
Reinigung und Reparatur durch H. Louis Witzmann, gleichzeitig wird die Klaviatur etwas höher gestellt um mehr Windzugang zu erhalten.
1889
Komplettaus- und einbau der Pfeifen zu Reinigungszwecken und Duchführung nötiger Reparaturen durch den Orgelbauer Aug. Holland.
1920
Ausbau der Prospektpfeifen, um die nach dem Krieg dringend benötigten Edelmetalle zu gewinnen.
1934
Umbau, Reinigung und Reparatur durch den Orgelbauer Gerhard Kirchner, Weimar: Einbau neuer Prospektpfeifen aus aluminiertem Zink, Fußspitzen, Kerne und Labien aus legiertem Zinn; Einbau eines eletrischen Gebläseantriebs; Änderung der Stimmung auf Normalstimmung (a' -870) durch Umhängung der Traktur. Dabei wird C und Cis an c und cis gekoppelt. Um wenigstens im Pedal das tiefe C und Cis zu erhalten, wird für die Register Subbass 16 Fuß, Violonbass 8 Fuß und Choralbass 4 Fuß für je zwei Pfeifen eine neue pneumatische Zusatzlade sowie die Zuleitung durch verzinnte Bleiröhren eingebaut; Umbau von bisherigen Violoncell 8 Fuß zu Choralbass 4 Fuß und Ersatz des alten Salicional 8 Fuß durch ein neues edler klingendes Salicional 8 Fuß; Erneuerung der Manualklaviatur
Viele Jahrzehnte sollte die Orgel nun nicht beachtet werden. So entging sie besonders zu DDR-Zeiten weiteren Veränderungen und Modernisierungen oder gar dem Abbau. Allerdings litt die Substanz der Orgel durch diese Ignoranz gewaltig. Durch eindringendes Regenwasser wurde eine Windlade total zerstört. Vandalismus, Schmutz, Staub Holzwürmer, Tauben und andere Tiere taten ihr übriges. Die Orgel war nicht mehr spielbar.
1999
Beginn umfassender Restaurierungsarbeiten durch die Firma Rösel & Hercher Orgelbau aus Saalfeld.
2001
zu Ostern erklingt erstmal das restaurierte Oberwerk und gibt einen kleinen Teil der Klangwelt frei.
2004
Michael von Hintzenstern führt im ersten Orgelkonzert mit einfallsreichen, teils mutigen Registrierungen die Klangmöglichkeiten der restaurierten Orgel vor. Viele Hopfgärtner hören die über viele Jahrzehnte schweigende Orgel zum ersten Mal und sind begeistert.
2009
Feierliche Orgelweihe zum 175. Geburtstag der Schulze-Orgel